Lenkkopflager
Die originalen Lenkkopflagern der XS sind Kugellager. Kugfellager im Lenkkopf führen aufgrund der kleinen Auflageflächen der Kugeln schnell dazu, dass sie Rasten bilden. Es wird diskutiert, dass dieser Effekt durch eventuell fliessende Ströme (Masse über Lenkkopf) verstärkt wird.
Kegelrollenlager sind der aktuelle Standard, haben eine größere Fläche über die sich der Andruck verteilt halten daher länger.
Sauber arbeitende Lager sind eine der Voraussetzungen für ein stabiles und sicheres Fahrwerk. Falsch eingestellte oder verschlissene Lager können zu Pendeln oder Aufschaukeln führen. (Gleiches gilt für die Schwingenlager.)
Prüfung
Der übliche Test-Vorgang (z.B. beim TÜV), das Moped aufzuständern, hinten herunterzudrücken und dann mit Lenkerbewegungen eine etwaige "Raste im Lager" zu erspüren ist unzuverlässig, weil damit bei etwas locker eingestelltem Lager nur Rasten im oberen Lager gefunden werden. Das untere Lager, welches ja hauptsächlich belastet ist, wird dabei nicht geprüft. Deshalb MUSS VOR dieser Prüfung das Lenkkopflager sorgsam eingestellt sein.
Weiterhin zeigt die Erfahrung, dass Kegelrollenlager nicht unbedingt Rasten bilden, aber trotzdem nicht gleichmäßig arbeiten, da sie sich ggf. verzogen haben (Vermutung).
Hinweise zum Wechsel
Im Steuerkopf sind fühlbare Aussparungen (Kerben) die zum Ansetzen eines Werkzeugs beim Austreiben benutzt werden können. Bei den Kegelrollenlagern ist der Ansatz am Lagerring beim Austreiben aber extrem schmal. Zudem darf man die Lagerschale nur möglichst wenig verkanten, um den Lagersitz nicht zu verziehen oder aufzuweiten. Der Stahl aus dem der Rahmen ist im Verhältnis zum Lagerstahl sehr weich.
Der Einsatz einer Heissluftpistole ist zum schonenden Ausbau dringend angeraten.
Wenn man ein geeignetes Werkzeug zum Ansetzen am Lagrring gefunden hat, macht es Sinn, wenn ein Helfer mit einer passenden Nuss an einer langen Verlängerung von der anderen Seite her das Treibwerkzeug am Abrutschen hindert. ... also mit Wärme Geduld und gezielter Gewalt, nicht vergessen: Nicht verkanten!
Einstellung von Kegelrollenlagern
Kegelrollenlager sind empfindlicher auf Fehleinstellungen als Kugellager. Daher sollte man dies mit sorgfalt erledigen.
Ich möchte hier Emil Schwarz aus seiner Einbau-Anleitung in Auszügen zitieren:
Nach dem Einbau der unteren Gabelbrücke die Einstellmutter mit Lager ungefähr mit 3-5Nm anziehen.
Als nächstes wird die obere Gabelbrücke montiert und je nach Typ die Zentralmutter oder Schraube montiert dabei leicht angezogen, nun werden die Standrohre in die Brücken eingesetzt, in der Höhe ausgerichtet und an der Oberen Gabelbrücke geklemmt, danach Fahrzeug komplett montieren ( Rad, Bremse usw.) ausgenommen Klemmung der unteren Gabelbrücke Zentral- Mutter oder Schraube anziehen ( 100- 120 Nm).
Gabel mehrere Male von Anschlag zu Anschlag drehen damit Rollen im Lager zurückgedrückt werden und an der Borde des Innenrings anliegen nun wird die Gabel an einen Anschlag geschwenkt dann vom Anschlag weg auf halb eingeschlagen positioniert dann Lenker loslassen, Gabel muß zum Anschlag fallen, danach Gabel zur Mitte drehen nun Gabel auf halb eingeschlagen stellen, loslassen, Gabel muß stehen bleiben darf nicht an den Anschlag fallen.
Sollte Sie Lagereinstellung ändern müssen, Zentralmutter oder Schraube lösen danach Nutmutter in kleinen Schritten ( halbe Nutbreite ) verstellen danach Zentralmutter oder Schraube mit dem gleichen Drehmoment wieder anziehen und wieder prüfen, ( Prüfung nur mit angezogener Zentralmutter oder Schraube durchführen ) sollte Einstellung stimmen werden die Klemmschrauben der unteren Gabelbrücke angezogen.
Nach diesen Maßnahmen wird eine Probefahrt durchgeführt sollte die Lagereinstellung zu fest sein so können Sie mit 30-50 km/h bei ebener Straße nicht richtig geradeaus fahren, sollten Sie sich Ihrer Sache nicht sicher sein und meinen es wäre zu lose, so ziehen Sie so lange an bis Sie bei 30-50 km/h nicht mehr geradeaus fahren können, nun lösen Sie in Schritten halber Nutbreite und machen nach jedem Schritt eine Probefahrt, bis es sich bei dieser Geschwindigkeit einwandfrei geradeaus fahren lässt.
Erfahrungsbericht zu "Schwarz-Lagern"
Nachdem ich mich mit Emil Schwarz während des Einbaus seiner Lenkkopf- und Schwingenlager in meine Martini lange unterhalten habe und zugeschaut habe, was er tut, möchte ich ein paar Dinge zu den Lagern sagen:
Die Lager von Emil Schwarz sind gut und clever konstruiert. Ich glaube aber, dass die deutliche Fahrwerksverbesserung, die wir bei meiner XS durch den Einbau erzielt haben, weniger durch die Lager selbst sondern mehr durch die Art entsteht, wie er diese eingebaut hat. Ein optimaler Einbau sieht so aus:
Die Lagerschalen (das sind die Ringe, in denen sich die Lager nachher drehen), werden entfernt. Danach werden die Lagersitze (also der Teil des Rahmens, in dem die Lagerschalen sitzen), mit einem speziellen Fräser von Hand ausgefräst und ZWAR IN FLUCHT ZUEINANDER. Dabei wird jeweils das andere Lager als Führung für den Fräser verwendet, der wird einfach von Hand gedreht - das genügt. Danach können die Lagerschalen ohne Druck und ohne Verspannung eingeklebt (nicht eingepresst!) werden. Das garantiert eine saubere, verspannungsfreie Führung der Gabel und führt zu einer deutlich spürbaren Fahrwerksverbesserung.
Danach wurde bei mir noch das Schwingenlager gewechselt und beim Einbau das Hinterrad in möglichst gute Flucht zum Vorderrad gebracht. Die Frage nach dem Ursprung der Fahrwerksverbesserung hat er beantwortet mit: Das allermeiste kommt vom Lenkkopflager - das Schwingenlager spielt keine so große Rolle.
Das ganze ist keine Hexerei - allerdings braucht man den speziellen Handfräser für den Lenkkopf. Wenn man den hat, dann würde ichs mir auch zutrauen, Lager so einzubauen. Danach war ich in jeder Kurve 20 km/h schneller unterwegs und hab das aber nur am Tacho gemerkt.